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Frederich Unger to Ludwig von Mises Letter, April 11, 1940
Aixxxxx
11.April 1940
Lieber Herr Professor, verehrte gnaedige Frau,
Zwischen zwei Radiosendungen beginne ich diesen Brief,
der Ihre lieben Zeilen vom 3.Maerz beantworten soll. Wieder ein-
mal herzzerreissend aufregende Tage, kaum dass sich die Welt uebe r
die in Ihren Briefen gestreiften Sensationen einigermassen beruhigt
hatte. Allerdings scheint diesmal die Sensation nicht ganz nach
dem Wunsch derjenigen, die sie ins Werk gesetzt haben; abzulaufen
und wie die Dinge sich heute praesentieren, ist der Versuch, einen
neuen wehrlosen Kleinen zu vergewaltigen, weniger erfolg- als
opferreich gewesen. Aber man darf nicht vorschnell urteilen und
es muss sich erst erweisen, ob MEDEXXN zur See wirklich die staerk-
ste Flotte der staerksten Luftmacht ueberlegen ist. Die Ereignisse
der letzten Tage haben hier anscheinend die oeffentliche Meinung,
die schon anfing, fuer die Chancen der Allierten flau zu werden,
stark beeindruckt. Freunde haben sich die-Deutschen in der Welt
mit dem Ueberfall auf Scandinavien nicht gemacht, aber auf Sympathien
duerften sie schon nicht mehr viel Wert legen.
Wie Sie sich denken koennen, verfolgen wir das Weltge-
schehen nicht ohne bewusst oder unbewusst den Einfluss auf die
Schicksale von Freunden und Angehoerigen abzuwaegen. Die skandina-
vischen Ereignisse haben leider'einen Vetter von mir getroffen, der
seit 2 Jahren in Oslo lebte. Ein alleinstehender juengerer Mensch.
Trotzdem ist die Vorstellung, ihn in diesem Hexenkessel zu wi ssen
quaelend. Schwager und Schwaegerin sind mit Kindern zurzeit in Du-
garesa. Ebenso mein Neffe. Trotzdem die kriegerischen Phaene im
Augenblick nicht gerade dorthin gerichtet zu sein scheinen, kann
natuerlich der Kriegsvirus ploetzlich dorthin uebertragen werden,
ausgehend vom Gefahrenherd Rumaenien. Die Wahrscheinlichkeit ist
zumindest ebenso gross, wie sie noch "vor wenigen bezgl. Norwegens
ausgesehen hat.
Von den mitteleuropaeischen Kleinstaaten scheint mir
ehrlich gestanden die Schweiz am gesichertsten. Eine natuerliche
Festung wie Norwegen, aber zum Gegensatz zu Norwegen mit einer
ausgezeichneten und nach Allem, was man hoert, ausgezeichnet aus-
geruesteten Armee. Sie ist kein lockendes Angriffsobjekt. Hat hof-
fentlich, glaube ich am Duce einen wirksamen Protektor.
Trotzdem bedauere ich Ihr Zoegern aus tiefstem Herzen.
Es war ein taktischer Fehler, wenn man kritisieren darf, dass Sie
nicht sofort in der Depesche alle Bedenken, nicht nur die Passfragen,
die sicher ueberbrueckbar waren, angefuehrt hatten. Vielleicht haette
Freund Machlup doch sonstige Schwierigkeiten hier meistern koennen.
Er hat die Verhandlungen, wie ich Ihnen schon schrieb, mit Prof.
Anderson diesmal wiederangeknuepft, doch habe ich noch keine Nach-
richt ueber den Erfolg, nehme daher an, dass er noch keine Antwort
hat, da er uns bisher sehr netter Weise ueber alle Phasen auf dem
Laufenden gehalten hatte.
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Frederich Unger to Ludwig von Mises Letter, April 11, 1940
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04/11/1940