F.U. Air Mail New York, 11.Junim194 Sehr geehrter Herr Professor, Kaum hatten wir gestern an Lene gecabelt und an Ihre Frau Gemahlin geschrieben, kam mit der heutigen Europapost gleich eine Anzahl von Lebenszeichen von Ihnen auf einmal. Ver Allem der Brief Ihrer Frau Gemahlun, der uns ganz besonders gefreut hat, auch wenn er noch nicht Gewissheit, sondern nur Wahrscheinlichkeit bringt. Wir bleiben bis Ende des Monats in New York, sodass wir Sie vom Schiff abholen koennen. Die gewuenschten Zimmer werden wir besorgen, sobald wir wissen, dass Sie wirklich segeln. Ich kann mir verstellen, mit wieviel Schwierigkeiten Ihre Uebersiedlung unter den ge- genwaertigen europaeischen Verhaltnissen verbunden ist. Es ist ja fast ein Wunder zu nennen, wenn diese Reise ueberhaupt gelingt. Aber wir muessen es hoffen. Wenn jemand sus dem hie- sigen Kreis etwas tun kann, um Ihnen die technischen Schwie- rigkeiten erleichtern zu helfen, sind wie Sie aus meinem gest- rigen Cabel ersehen haben werden, Alle bereit. Das Autogramm lege ich in mein Safe, in der Absi cht es dort ja hrelang aufzubewahren. Was schliesslich das Manuskript betrifft, hebe ich es bis zu Ihrer Ankunft auf. Wir haben es mit Interesse zu lesen begonnen, allerdings zugleich unter einem gewissen prinzipi- ellen Protest gegen seine Grundeinstellung. Soll man nic t die Toten ruhen lassen ? Ich hoffe baldigst von Ihnen ein mehreres zu erfahren. Jedenfalls freue ich mich schon sehr auf das Wiedersehen mit Ihnen Beiden. So nervoes und unruhig New York immer ist, und so duester auch die Zukunftaussichten auch hier sein moegen, die Gegenwart hier - und wahrscheinlich auch die Zukunft ist noch imner sicherer als in dem selbstzerstoererischen Europa. Ihre Frau Gemahlin hat mir in Aussicht gestellt, dass wir moeglicherweise den Sommer werden mit Ihnen verbringen koennen. Wir halten uns jedenfalls bereit. Mit herzlichsten Gruessen und Empfehlungen Ihr AIR R MAIL