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Der Liberalismus und Die Arbeiterfrage Newspaper Clipping, July 25, 1949
Montag, 25. Juli 1949 Blatt 7
Der Zürcher Zeitung 170. Jahrgang
Preis 20 Rp.
Abendausgabe Nr. 1526
Neue 3ürther 3citung
Täglich drei Ausgaben
und schweizerisches Handelsblatt
Redaktion: Falkenstraße 11, Zürich
Telephone (031) 32 71 00
Der Liberalismus und die Arbeiterfrage
schneiden. Nachdem man sich aber während
Das Ende des Londoner
Jahrzehnten zu wenig um die wilden Schosse
Zur Konferenz der Mont Pélerin Society auf dem Seelisberg
gekümmert hat, erkennt man in weiten Kreisen
Dockerstreiks
die Natur des Stammes nicht mehr, der eine
Das große Problem unserer Zeit, das die
heranzutreten mit dem einzigen Ziel, eine
Gesellschaft freier Menschen zu tragen berufen
Schwächung der Kontraktdisziplin
Völker aufs tiefste bewegt und einer in der
Gesellschaft freier Menschen in einer Ordnung
ist. Gewährleistet die Demokratie dem Indivi-
Tel. unseres Korrespondenten
Richtung des fortschreitenden Abbaus der
von Staat und Wirtschaft zu verankern, die
duum ein Optimum an politischen Rechten, SO
Individualrechte verlaufenden Entwicklung
auf dem Bewußtsein sittlicher Kraft beruht.
kann ihr nur eine Wirtschaftsordnung zu-
eg. London, 25.Juli
Vorschub leistet, ist die soziale Sicherheit. Und
geordnet sein, die durch ein objektives Selek
Die Aussprache über die Arbeiterfrage, die
Der Streik in den Londoner Docks ist vor-
die Frage, die sich immer gebieterischer auf-
tionsprinzip gesteuert wird und ein Optimum
über. Die Arbeit ist heute überall wieder auf-
drängt, besteht somit darin, ob Freiheit und
durch Vorträge und Diskussionsvoten von
an sozialer Gerechtigkeit in Aussicht stellt.
genommen worden. Die 11000 Mann zählen-
Sicherheit Gegensätze sind, die durch keine
Prof. F. Bohm (Frankfurt a. M.), S. R. Den-
Der Wettbewerb auf Grund eines funktions-
den Truppen, die in den zwei Wochen ihres
Gesellschafts-, Staats- und Wirtschaftsordnung
nison (Cambridge), Prof. A. Director (Chi-
fähigen Preismechanismus als Mittel der
Einsatzes in den Docks über 100 0 Tonnen
in Einklang gebracht werden können. In eng-
cago), Prof. W. Eucken (Freiburg i. Br.),
Leistungssteigerung und der Leistungsauslese,
Frachtgüter gelöscht oder verladen haben,
stem Zusammenhang mit dieser vermeintlichen
Prof. C. E. Griffin (Michigan), Prof. G.
wozu es einer Wettbewerbsordnung und einer
sind am Samstagmittag zurückgezogen wor-
Haberler (Cambridge Amerika), Prof. L. A.
den.
Antinomie steht die Arbeiterfrage, die von den
mit dieser konformen Wirtschaftspolitik zwin-
Liberalen vorerst in ihrer Tragweite unter-
Hahn (New York), Prof. F. A. Hayek (Lon-
gend bedarf, ist zudem eine Voraussetzung
Die natürliche Erleichterung aller vom
schätzt, von den Sozialisten aber zum Anlaß
don), Dr. P. Hensel (Freiburg i. Br.), Dr. A.
sozialer Sicherheit - nicht zuletzt für die
Streik betroffenen Kreise der Reeder. der
für eine radikale Abkehr von der Demokratie
Hunold (Feldmeilen), Prof. W. H. Hutt
Arbeiterschaft. Denn nur ein Höchstmaß an
Handelswelt, der ganzen Bevölkerung Lon-
genommen wurde, um schließlich von den ein-
(Capetown), Prof. F. A. Lutz (Princeton)
Produktivität der Wirtschaft kann sowohl die
dons sowie besonders auch der Regierung und
sichtigeren Kopfen in beiden Lagern als eine
Prof. H. Kohn (Northampton), Dr. K. F
der offiziellen Gewerkschaften ist indessen
Mittel für die Spartätigkeit und den Abschluß
Maier (Freiburg i. Br.), Prof. L. Miksch
mit ernsten Bedenken über die Art und Weise
sehr ernste Verpflichtung erkannt zu werden.
von Einzelversieherungen der Wirtschafts-
(Mannheim), Prof. L. von Mises (New York),
der Streikbeendigung vermischt. Es ist durch-
Ist die Arbeiterfrage sowohl in bezug auf
subjekte freisetzen, in der die individuellen
aus klar, daß das Ende des Streiks nur dem
Prof. W. E. Rappard (Genf), Prof. W. Ropke
ihren politischen als auch wirtschaftlichen und
Polster für die Fährnisse des Lebens zu er
Truppeneinsatz zu verdanken war. Dennoch
(Genf), J. Rueff (Paris) und R. Truptil
sozialen Aspekt kein Buch mit sieben Siegeln
blicken sind, als auch der öffentlichen Hand
wird der von den Streikenden am Freitag in
(Neuilly-Seine) ein besonderes Relief erhielt,
mehr und hat es in den letzten Jahrzehnten an
eine zureichende Fürsorgetätigkeit ermög-
einer Massenversammlung gefaßte Beschluß
war von einem tiefen Ernst, einem hohen
als Resultat einer friedlichen Geste der von
Versuchen, sie aus der Welt zu schaffen, gewiß
lichen.
Wissen über die Kausalzusammenhänge und
Kommunisten beherrschten canadischen See-
nicht gefehlt, SO wäre es doch zweifellos eine
Zuordnungsverhältnisse und einem unerschüt-
Diese hier nur in ihren großen Umrissen
manns-Union gefeiert. Die Führer dieser Ge-
Vermessenheit zu behaupten, Schritt für
terlichen Willen getragen. Durchdrungen von
skizzierte Therapie mag auf den ersten Blick
werkschaft haben sich gnädigst dazu herbei-
Schritt sei man einer dauerhaften und ins-
der Erkenntnis, daß die soziale Frage nur in
vielleicht hausbacken erscheinen, erweist sich
gelassen, die beiden in den Londoner Docks
besondere gerechten Lösung nähergekommen.
einer Gesellschaft freier Menschen menschen-
jedoch bei näherem Zusehen als umwälzend:
liegenden Schiffe "Beaverbrae" und "Argo-
Denn die radikalste Therapie opferte der
würdig gelöst werden kann und daß es ohne
denn es handelt sich dabei um den ersten ent-
mont" als ..nicht länger schwarz" zu erklären,
sozialen Frage die Freiheit, und zwar gerade
schlossenen Versuch, sowohl aus den Erfah-
um den Dockarbeitern weitere Opfer im Geiste
Freiheit auch keine Sicherheit es sei denn
die Freiheit der Arbeiter, während die bis-
die des Staatssklaven gibt, zugleich aber
rungen des historischen Liberalismus als auch
der von ihnen ..SO treu verteidigten interna-
herigen Versuche einer Synthese zwischen
auch vom Bewußtsein getragen, daß eine libe-
aus den kollektivistischen Experimenten die
tionalen Solidarität" zu ersparen.
Freiheit und Sicherheit einem Gruppenegois-
rale Gesellschaftsordnung, die diesen Namen
Lehren zu ziehen. - Zwei englische Delegierte
In Wirklichkeit drohte der Streik ohnehin
mus gerufen haben, der nur durch einen "star-
verdient, eines festen institutionellen Rahmens
haben die Aufgabe übernommen, die Ergeb-
abzubrockeln. Die inoffizielle Streikleitung hat
ken" Staat und eine noch "stärkere" Bureau-
nisse der Tagung auf dem Seelisberg in einem
nur mit unbestreitbarem Geschick der Ent-
bedarf, der sie insbesondere davor bewahrt.
daß das freie Spiel der Kräfte aus den Angeln
Sammelband, der in die verschiedenen Spra-
wicklung vorgegriffen, um den Kredit für den
kratie im Zaun gehalten werden kann. Ist man
sich erst einmal im klaren darüber, daß der
gehoben und bis zur Unkenntlichkeit verfälscht
chen übersetzt werden soll, herauszugeben. Es
freiwilligen Abbruch noch für sich beanspru-
chen zu können. In hochtrabenden Tönen ver-
Liberalismus mit einer organischen Lösung der
wird, ließ das Gespräch der Fakultäten auf
ist zu erwarten, daß diese Zusammenfassung
langte die Massenversammlung nicht bloß, daß
Arbeiterfrage steht und fällt und daß ander-
dem Seelisberg erkennen, wie stark sich die
hedeutungsvoller Erkenntnisse insbesondere
keine Disziplinarstrafen auferlegt werden dür-
seits der Sozialismus wohl die "Sicherheit" der
Sozialwissenschafter heute in allen westlichen
auch die künftige gedankliehe und politische
fen und der Anspruch auf bezahlte Ferien
Strafanstalt zu verwirklichen vermag, die
Ländern Rechenschaft über ihre Verantwor-
Arbeit und Tätigkeit der liberalen Bewegun-
sofort und in ganzem Umfang wiederherge-
Individualrechte des Proletariats aber ebenso
tung in bezug auf das politische und wirt-
gen und Gruppen in allen Ländern befruchten
stellt werden müsse, sondern auch, daß die
mit Füßen tritt wie die des Bürgertums, SO
wird.
Vertreter der Docker im paritätischen Dock
schaftliche Geschehen geben.
bedarf es keiner einläßlichen Begründung
C.M.
Labour Board' direkt von ihnen und nicht
mehr, weshalb es die dringlichste und zentrale
Soweit sich das Ergebnis dieser Konferenz,
mehr auf dem Umweg über die Gewerkschafts-
Aufgabe der Sozialwissenschaften ist, den Weg
die den Charakter eines offenen Gedanken-
leitungen ernannt werden sollten, sowie
austausches hatte, überhaupt mit einigen Wor-
Die diplomatische Konferenz
schließlich, daß Lord Ammon aus dem Vor-
zu einer Gesellschafts-, Staats- und Wirt-
schaftsordnung zu weisen, die ein optimales
ten zusammenfassen läßt, ist an erster Stelle
von Genf
sitz zu entfernen sei. Das sind gewiß nicht
Kundgebungen besserer Einsicht oder eines
Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicher-
festzuhalten, daß Uebereinstimmung darüber
Genf, 23. Juli. ag Am Samstagvormittag
geweckten Schuldbewußtseins.
heit zu gewährleisten verspricht.
bestand, daß die schon im neunzehnten Jahr-
wurde in einer Vollsitzung der diplomatischen
In seiner ganzen Breite und Tiefe wurde
hundert um sich greifenden Ideologien einer
Konferenz die Prüfung der Konvention über
Die offiziellen Gewerkschaften aber glau-
politischen und wirtschaftlichen Frontenbil-
ben versichern können, daß die Resolutionen
dieser Fragenkomplex von der Mont Pélerin
die Verbesserung des Loses der Verwundeten
Society aufgerollt, die anläßlich ihrer zweiten
dung gerufen haben, die der fortschreitenden
der wilden Streikversammlung, in der sie nicht
und Kranken fortgesetzt. Die Versammlung
vertreten
waren,
nicht
zu
ernst
zu
Regeneration des Liberalismus alles andere als
nehmen
Konferenz, diesmal auf dem Seelisberg, vom
prüfte einen Zusatzantrag der schweizerischen
seien und daß die Docker in Wirklichkeit sich
3. bis 10. Juli unter der gewandten Leitung
günstig war. Eine staatsrechtliche Verfassung,
Abordnung zum Entwurf eines Abkommens
mit den von den Gewerkschaften und den Be-
ihres Präsidenten Prof. A. Hayek (London)
die die Individualrechte gewährleistet, und ein
über die Sicherheits- und Sanitätszonen und
hörden vereinbarten normalen Bedingungen
wiederum eine große Zahl von liberalen
Wirtschaftssystem, das die Konsumenten als
-ortschaften. Es stellte sich die Frage, ob die
der Wiederaufnahme der Arbeit ohne Diszi-
Nationalökonomen, Staatsrechtlern, Histori-
Preisrichter einsetzt, können beide nur SO
Schutzmächte den Gebrauch der anerkannten
plinarmaßnahmen zufrieden geben. Immerhin
lange Bestand haben, als sich die Nutznießer
Sanitätszonen durch die Kriegführenden kon-
kern und Philosophen aus der Alten und Neuen
sind auch diese Bedingungen nicht geeignet,
dieser Gesellschaftsordnung ihrer Vorteile be-
trollieren müssen, wie dies der Konventions-
Welt vereinigte. In einem Zeitpunkt gegrün-
in den Augen der Arbeiterschaft den Respekt
dem der in einem
wußt und zugleich bereit sind, jeden Anschlag
entwurf vorsieht. Die schweizerische Abord-
für die Vertragstreue zu erhöhen. Denn es ist
nung gab der Meinung Ausdruck, daß diese
unbestreitbar, daß die Streikenden ohne jede
Wellental befand, nämlich im Frühjahr 1947,
auf ihre Rechte abzuwehren.
Aufgabe die Möglichkeiten einer neutralen
Entschuldigung vertragsbrüchig geworden
hat sie sich die Aufgabe gestellt, die wissen-
Unter dem erschütternden Eindruck der
diplomatischen Vertretung überschreite, und
sind und für den angerichteten Schaden hätten
schaftlichen Waffen für den unerbittlichen
Vorgänge in den totalitären Staaten beginnt
schlug vor, daß sie Spezialkommissionen an-
belangt werden können, abgesehen vom Ver-
Abwehrkampf gegen den Totalitarismus zu
sich zwar die Erkenntnis allmählich durchzu-
vertraut werden soll. Der Vorschlag der
lust ihres von voller Arbeitsleistung abhängi-
schmieden, darüber hinaus aber auch an alle
setzen, daß es unklug ist, die Axt am Stamm
schweizerischen Abordnung wurde .mit 12
gen Anspruchs auf bezahlte Ferien. Doch
Sozialprobleme vorbehaltlos und unbefangen
anzusetzen, wenn es gilt, wilde Schosse zu
gegen 11 Stimmen bei 14 Enthaltungen ange-
ziehen die maßgebenden Instanzen auch hier,
nommen.
wie in SO manchen anderen Fällen, z. B. von
In Luzern läßt sich Matisses Entwicklung aus-
rette" (Nr. 48). Erst mit dem Lockern der Be-
gezeichnet verfolgen und zugleich seine schöpfe-
wird fast flächenhaft abstrakt und einfach, schafft
Henri Matisse in Luzern
drohung Frankreichs und Matisses Uebersiedlung
rische Leistung erkennen. 1895-1905 Zeit des
strahlende Dekorationen reine Kunstbilder. Nir-
nach Nizza setzt jene glückliche Schaffensperiode
Neben dem revolutionären Spanier Picasso ist
Lernens bei dem pedantischen Bouguereau und dem
ein, der seine bekannten Schöpfungen entwachsen.
gends äußert er einen literarischen Gedanken, eine
der um zehn Jahre ältere traditionsbewußte Henri
hervorragenden Pädagogen Gustave Moreau, der
Es sind meist kleinformatige Bilder, Stilleben, Mäd-
pathetische Stimmung über Welt und Leben, nur
Matisse (geb. 1869) eine der wiehtigsten Persönlich-
auch Rouaults geliebter Lehrer war Zeit des
ruhiges, inhaltentleertes Sein steht vor des Be-
chen und nackte Odalisken, hell und klar gemalt,
keiten moderner Malerei, Er galt zu Beginn unseres
Suchens bei alten Meistern und bei Cézanne, Seurat
unfehlbar geschmackvoll in Komposition und
schauers Augen. Matisse gestaltet mit seinen alten
Jahrhunderts als Haupt einer temperamentvollen
und japanischen Farbenholzschnitten, denen er SO
Farbe, die Körper frei und sensibel modelliert.
Themen Stilleben und jungen Frauen neue Spiel-
Künstlergruppe, ".Fauves" genannt, denen Mar-
viel verdankt. ,,Quelle lecon de pureté et d'harmonie
Matisse liebt den Wechsel einfarbiger Felder mit
arten von Dekorationen, findet ungewöhnliche Farb-
quet, Vlaminek, Dufy, van Dongen, Friesz und
je reçus". Kopien nach Chardin und de Heem zei-
gestreiften, gemusterten oder mit Arabesken beleb-
harmonien, wählt oft das heißeste Rot, das inten-
Derain angehörten. Die Fauves wurden nach an-
gen seine Beziehung zu alten Meistern, ein Still-
ten Flächen und bringt wundervolle dekorative
sivste Blau und die Kontraste von Schwarz und
griffslustiger Jugend Stützen französischer Tra-
leben die Auseinandersetzung mit Cézanne, zwei
Wirkungen hervor. Ein besonders schönes Werk
Weiß, lädt die stärksten Farben vom Bildrand nach
dition und stärkten die Bedeutung von Paris für
Arbeiten den Einfluß von Seurat.
dieser Jahre ist die frische, mit sparsamen Mitteln
der Mitte dringen und setzt ihnen dort die Span-
die moderne Kunst. Besonders Matisse zog an, als
1905 bis zum ersten Weltkrieg 1914 sind die
gestaltete "Dormeuse" (Nr. 70); ein Katalog-
nung heller Tone entgegen. Bestimmte, fast primi-
Maler, Theoretiker und als Pädagoge, der durch
Jahre der Fauves, gekennzeichnet durch Streben
irrtum: Nr. 81 ist sicherlich 1918 entstanden.
tivistisch-einfache und knappe Zeichnung fällt
einige kluge Maleraufsätze Aufsehen erregte. Er
nach kraftvoller Einfachheit, nach Synthese, wie
Etwa von 1925 an instrumentiert er seine Dar-
durch kräftige schwarze Linien ins Auge. Matisse
leitete eine Zeitlang eine Malakademie, der Schüler
das beliebte Wort lautet, nach kühner, starkklingen-
stellungen reicher, bunter, voller, sonorer, stimmt
malt kaum mehr nackte Odalisken. In hellen Räu-
aus der ganzen Welt zuströmten; auch nach deren
der Farbe und sorgfältig Pinselzeich-
Formen und Farben kunstvoll zusammen wie in-dem
men entfalten junge Mädchen ihre Anmut, sitzen
Sehließung fand er Anhänger und Nachahmer bis
nung, nach Umsetzen eines Natureindrucks in stil
meisterhaften Bild ,Nu de dos" (Nr. 86). Die Jahre
sommerlich leicht und elegant in farbigen Abend-
in den Osten Europas und nach Amerika. Nur
volle Kunstsprache. Aus dieser Zeit finden sich in
großer Reisen nach Amerika, Rußland, der Südsee
kleidern, die oben anliegen und nach unten weit
Picasso war eine ähnliche Ausstrahlung beschieden.
der Ausstellung mehrere Bilder seiner Tochter
usw. (1929-35) bleiben in Luzern annähernd
auseinanderfließen. Mit ihren ausdruckslosen Ge.
Marguerite, die schöne "Liseuse" aus Grenoble.
Eine Matisse-Ausstellung wie die vom Luzerner
stumm. Dann schwillt die chronologische Reihe wie-
sichtern erinnern sie an gepflegte Gartenblumen,
eines aus Solothurner Privatbesitz und eines aus
Kunstmuseum veranstaltete wird deshalb das leb-
der an, und am reichsten vertreten sind vielleicht
an schöne Tulpen - unrealistisch schöne Deko-
dem Zürcher Kunsthaus.
die Arbeiten aus dem letzten und für uns, da wenig
rationen.
hafte Interesse der Künstler und Kunstfreunde fin-
In den folgenden Jahren lastet über Frankreich
bekannt, spannendsten Jahrzehnt. Aus dieser Zeit
den. Sie vermittelt Seiten seines Schaffens, die bis-
Des großen Koloristen Spätwerke lassen sich
ein schweres Schicksal, das seine Schatten in
her in der Schweiz kaum gezeigt wurden, wie Z. B.
sind alle Zeichnungen, alle illustrierten Bücher, die
vielleicht den Wandmalereien von Pompeji ver-
Matisses Arbeit wirft. Nie weicht er von seinen
beiden Stoffdrucke des bekannten Unternehmens
das plastische Werk mit achtunddreißig meist klei-
gleichen, die für feinen Lebensgenuß und geistigen
unsentimentalen Bildstoffen, wie Stilleben und
Asher und die beiden interessanten, großen Bronze-
neren Bronzen und Reliefs und die Arbeiten des
Luxus geschaffen wurden. Matisse lehnt seelischen
Frau, ab; aber die Werke von 1914 bis 1917 fallen
letzten Dezenniums 1939/49, entstanden in des
reliefs. Am klarsten jedoch zeigt eine Gruppe gluck-
Ausdruck ab und dient mit seiner ganzen Kraft der
durch verhaltene und gebrochene Farben auf, durch
Meisters achtem Lebensjahrzehnt. Gerade diese letz-
lich gewählter Bilder Matisses neue Ausdrucksart.
Gestaltung neuer und immer frischer Harmonien.
Vorherrschen von viel Schwarz und Grau, von Lila
ten Werke entlockten dem Maler Dunoyer de Segon-
Es erfüllt mit tiefem Respekt, den Meister un-
Auch das ist ein großes Ziel. ,,Un tableau doit pro-
und schwerem Grün. Einsam stille, expressive Ge-
zac das staunende Wort: ,,Il reste le plus audacieux
ablässig auf dem Fundament soliden und beherrsch-
curer une satisfaction profonde, le repos et le
stalten sitzen in strengen Räumen, die ,,Femme au
de tous."
ten Könnens weiterarbeiten und bauen zu sehen.
plaisir le plus pur de l'esprit comblé", lautet sein
tabouret's ,Greta Prozor" (Nr. 46), "Lau-
Er richtet sich leidenschaftlich auf das Wesentliche,
eigen Wort.
Doris Wild
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